Sie stimmen nicht immer mit einer Whisky-Charakterisierung einer anderen Person überein? Gibt es so etwas wie „der absolute Geschmack“?
Sollten Sie lieber schweigen, um sich nicht als „unerfahren“ oder „geschmacklos“ zu outen? Oder gibt es tatsächlich Unterschiede in der Wahrnehmung eines guten Scotch? Woran liegt das und wie können wir uns diese Tatsache zu Nutze machen, z.B. mit einer besonderen Kombination aus dem kräftig rauchigen Old Ballantruan und einem Stück Trockenpflaume?

Es ist bekannt, dass unser Geschmack auf unterschiedliche Art und Weise funktioniert und durchaus beeinflussbar ist. Wenn wir ein Stück Schokolade gegessen haben, scheint die Orange danach sauer zu schmecken, die eigentlich süß schmeckte nach einem Stück Schinken. Nordeuropäische Kinder, die noch nicht an scharfes Essen gewöhnt sind, beurteilen ein mit Pfeffer gewürztes Essen vielleicht als „unerträglich scharf“, während ein Mexikaner das gleiche Essen eher fade und langweilig gewürzt finden würde.
Und auch unser Geruch ist abhängig von den Einflüssen, denen unsere Nase vorher ausgesetzt war. Jemand, der den ganzen Tag in einem stickigen Raum sitzt, bemerkt dies kaum noch, während jemand, der gerade in diesen Raum eintritt, sofort die schlechte Luft wahrnimmt.
Und auch bei dem Genuss von Whisky spielen diese Unterschiede eine Rolle. Vielleicht haben Sie schon festgestellt, dass derselbe Scotch Ihnen einmal mehr oder weniger rauchig, eichenlastig oder süß erscheint?

Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Sie den sonst so gut bekannten Geschmack des Lieblings Scotch heute kaum wiedererkennen?
Warum ein und derselbe Scotch oft mit unterschiedlichen Merkmalen beschrieben wird? Und müssen Sie an Ihrem eigenen Urteil zweifeln, das dem „absoluten Geschmack“ eines „Experten“ gegenübersteht?
Unser Geruch und Geschmack sind abhängig von unseren Anlagen, unserer Verfassung, von unserer Stimmung und davon, was wir vorher gegessen oder gerochen haben. Die Beschreibung eines Whiskies ist daher immer ein wenig relativ und bildet einen Durchschnitt der meist empfundenen Noten. Es kann aber durchaus sein, dass Sie gerade heute diese Noten in dem betreffenden Dram einfach nicht finden können. Lassen Sie sich dadurch nicht in das berühmte „Bockshorn“ jagen. Das liegt nämlich nicht zwangsweise daran, dass Ihr Geschmack nicht funktioniert, sondern vielleicht einfach daran, dass er heute eben SO funktioniert. Natürlich lässt sich auch der Geschmack trainieren und entwickeln, wenn man sich ausgiebig damit beschäftigt. Und man kann allgemein sagen, dass man mit der entsprechenden inneren Ruhe und Zeit einen Scotch (und vieles andere) wesentlich intensiver genießen kann. Aber „neutral“ und „universell“ wird der Geschmack nie sein. Selbst der erfahrenste Whisky Kenner hat keinen „absoluten Geschmack“, so wie man das „absolute Gehör“ bei gesegneten Musikern findet.

Nun ist das aber nicht unbedingt nur negativ. Man kann sich diese Tatsache auch zu Nutze machen. Bestimmte Snacks oder Umgebungen können den Genuss eben auch verstärken. Experimentieren Sie also ruhig ein wenig damit und finden Sie heraus, wie Sie bestimmte Scotch Sorten in unterschiedlichen Stimmungslagen besonders genießen können. Wird das maritime Aroma des 18 Jahre Old Pulteney verstärkt, wenn Sie ihn in einem Restaurant am Strand genießen? Oder kommen dann die Sherryaromen mehr zum Vorschein? Erscheint Ihnen der 15 Jahre Springbank in einer vollen Kneipe gleich „rauchig“, wie auf Ihrer Terrasse an der frischen Luft? Wo genießen Sie ihn mehr?
Ich möchte Ihnen heute ein weiteres kleines Experiment empfehlen. Ein kräftig torfiger Scotch, wie der 10 Jahre Old Ballantruan kann wunderbar als Kombination mit süßen Trockenfrüchten funktionieren. Pflaumen sind zum Beispiel dafür eine gute Wahl. Kauen Sie ein kleines Stückchen Trockenobst und lassen Sie dann langsam einen Schluck Old Ballantruan darüber laufen. – Eine Variante für Experimentierfreudige… Ich bin gespannt, wie Sie ihn finden.

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